Ein ehemaliger Rittersitz

HEINRICH KRUSDICK                                                                        Heimatkalender 1964

Die Geschichte des Gutes Schwarzenstein

 

Etwa eine halbe Wegstunde westlich des alten Dorfes Drevenack liegt das Haus Schwarzenstein.

Woher der Name kommt, ist nicht genau bekannt. Die Überlieferung, daß der Sitz seinen Namen nach einem großen Findling erhalten habe, ist, solange nichts anderes dagegen spricht, durchaus erklärlich. Die Schreibweise wechselt, je nach dem Schreiber, sehr oft (swartsheyn, zwarsteyn, schwarzstein usw.).

Zu den frühesten urkundlich belegten Zeiten hat es seinen Besitzer oft gewechselt; später wohnten einige Geschlechter mehrere Jahrhunderte auf dem Besitztum, doch wechselt durch Einheirat, Vererbung und Uberschreibung der Name des Besitzers oft. Bauliche Veränderungen, Verwüstungen und Zerstörungen in Kriegszeiten haben Schwarzenstein sein altes eigentliches Gepräge genommen. Das Gut war ein alter, landtagsfähiger Sitz des Herzogtums Kleve, von dem nur wenige Stücke Lehen der benachbarten Herrlichkeit Krudenburg waren, deren Besitzer immer wieder versuchten, Schwarzenstein für sich zu gewinnen, was vorübergehend auch für einige Zeit gelang. Die erste Urkunde ist datiert vom Jahre 1429. Von dem, was vor dieser Zeit war, wissen wir so gut wie nichts, weder seit wann Schwarzenstein besteht, noch wer von dem adeligen Geschlecht derer von Schwarzenstein, die wohl seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts dort wohnten, auf der Burg gesessen hat. Da Schwarzenstein zu dem Dorfe Drevenack, dessen Kirche bis ins 9. Jahrhundert zurückgeht, in keiner näheren Beziehung gestanden hat, lassen sich aus dem hohen Alter des Dorfes keinerlei Rückschlüsse ziehen auf das Alter von Schwarzenstein. Die Urkunde vom 21. November 1429, die sich im Pergamentoriginal in Händen des jetzigen Besitzers befindet, ist also die erste sichere Nachricht. Es ist eine Verkaufsurkunde, in der der Verkauf von Schwarzenstein vor dem Richter und den Schöffen Drevenacks bestätigt wird. Im Laufe der Jahre wechselten die Besitzer oft. Philipp von Schwarzenstein verkaufte das Gut an Stephan van den Ryn, dieser nach kurzer Zeit an Sweder von Ringenberg, der es 1454 an Elisabeth aus dem Geschlecht derer von Stecke weiterveräußerte. Elisabeth, deren Geschlecht bereits 1392 mit Krudenburg belehnt ist, wird im Kaufjahr auch als Herrin von Krudenburg genannt. Der letzte Stecke auf Krudenburg verkaufte Schwarzenstein 1468 an Röttger Amelung. Die Familie Amelung erscheint schon in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in den Listen der Weseler Zolleinnahmen. Die Familie Amelung verkaufte 1514 Schwarzenstein an Roloff Mumm.

Die Momms oder Mumms, seit 1177 urkundlich in den Niederlanden nachweisbar, waren am Niederrhein und sogar in Wesel keine Unbekannten mehr. Roloff Mumm entstammte einem alten Arnheimer Bürgermeistergeschlecht. Zu Zeiten von Roloff Mumm und seinem Nachfolger Bernhard Mumm entstand ein großer Streit zwischen ihnen und der Stadt Wesel. Es wurde eine strenge Wirtschaft auf Schwarzenstein eingeführt, die man aus der Zeit der Amelungs, die meist in Wesel ihren Wohnsitz hatten, nicht kannte. So war es möglich gewesen, daß von Wesel aus ein Weg mitten durch das Gut gelegt worden war, den die Weseler als selbstverständlich hinnahmen und auch eifrig benutzten. Auch fuhren die Weseler Torf in großen Mengen, den sie hier in den Gräben und Wiesen stachen, ab. Das ließen sich die Mumms nicht gefallen; es kam zu langen Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, die sich bis 1584 hinzogen mit dem Ergebnis, daß das Klever Hofgericht entschied, daß die Stadt Wesel dem Mumm den Schaden ersetzen mußte und außerdem die Gerichtskosten zu zahlen hatte.

Auf Bernhard Mumm folgte ein Sohn gleichen Namens; dieser scheint sehr beliebt gewesen zu sein. Aus dem Protokoll einer Zeugenvernehmung aus dem Jahre 1625, das zur Festsetzung der Mastgerechtsame derer von Schwarzenstein in Dämmerwald angesetzt wurde, erfahren wir, daß die Zeugen sich gern Bernhards erinnern: er sei oft in der Kirche zu Drevenack gewesen und auch zu den Bauern nach Damm gekommen und habe einmal bei einem Vogelschießen den Vogel abgeschossen und dabei den Bauern sieben Tonnen Bier verehrt. In der Dammer Gegend besaßen die Mumms einen Hof, der allgemein der Mum-menhof genannt wurde. Auch dieser Bernhard Mumm hatte, wie seine Vorfahren, das Drostenamt zu Orsoy inne. Unter ihm wurde Schwarzenstein von den Spaniern geplündert. Darüber lesen wir die lakonische Nachricht in einer zeitgenössischen Aufstellung der von Spanien gebrandschatzten Besitzungen: „Schwarzenstein, dem von Falckenberg genand Mum, Drosten zu Orsoy, gehörig, geplündert.” Durch die vielen Verwüstungen und Plünderungen war das Vermögen der Schwarzensteiner erheblich zusammengeschmolzen. Der letzte Mumm, Johann, starb kinderlos im Jahre 1681 und wurde in der Drevenacker Kirche beigesetzt. Seine Frau heiratete zum zweiten Male, und zwar Johann Bernhard von Reth-rath, der so durch Erbschaft Besitzer von Schwarzenstein wurde. Er verkaufte es aber, als seine Frau gestorben war, bereits 1713 an den in Wesel wohnenden Generalmajor Johann Franz von Crone. 1716 schon gab Crone das Besitztum wieder ab an den Herrn von Krudenburg, Johann Sigismund von der Heiden.

Nun bleibt Schwarzenstein für einige Zeit in Händen der Krudenburger. Der erste von der Heiden tat sehr viel für die Wiederherstellung des Besitzes. Er baute eine große Freitreppe, eine steinerne Brücke vor dem Kastell, die Orangerie und noch vieles mehr. Nach seinem Tode heiratete seine Frau, eine geborene Gräfin von Schwerin, zum zweiten Male, und zwar den Weseler Major Blankenburg. Der Sohn aus erster Ehe, Friedrich Adolf von der Heiden, trat die Nachfolge der Herrschaft an. Dieser, schwachsinnig, wie es heißt, starb 1729, und seine Tochter Charlotte Wilhelmine erbte Krudenburg und Schwarzenstein. Sie verheiratete sich 1735 mit dem Freiherrn von Graevenitz, dann, da dieser bald starb, 1739 mit Johann Sigismund von Strünkede, und, da dieser auch bald starb, zum dritten Male mit dem Krudenburger Prediger und nachmaligen Titular-Kriegsrat Vietor. Vieler Schulden wegen wollte die geborene von der Heiden Schwarzenstein verkaufen lassen, und zwar durch den als standesgemäß fungierenden Kurator Herrn von Quadt, weil Vietor, da bürgerlich, nach den strengen Bestimmungen kein adeliges Gut veräußern konnte. Die nachgesuchte Erlaubnis lehnte Friedrich der Große in einem selbstgeschriebenen Brief, der noch heute auf Schwarzenstein aufbewahrt wird, ab. Der Brief lautet: „Wohlgeborener lieber getreuer die in Eurer Vorstellung von 30. jen. enthaltene bitte das Euch erlaubet werden möge das zu Euern in Clevischen gelegen hauptguth Crudenburg gehörige kleines guth Schwarzenstein an einem burglichgen zu verkaufen kan Euch von mier gegen meine Verordnung nach welcher die adlichgen gutheren nuhr von adlichgen veräußert werden sollen nicht verstattet werden und müsset ihr Euch dem zu Eige dazu nach einem qualifizierthen käufer der solches besietzen kann um thun ich bin Euer gnadiger König Friedrich

Potsdam den 5. Febr. 1776 an den freiherr v. Strünkede zu Crudenburg in Clevischen.”

DIE NEUERE  ZEIT

Ob nachher die Erlaubnis doch erwirkt wurde, oder wie man auch sonst dahin gelangt sein mag: jedenfalls wurde Schwarzenstein am 18. Juni 1776 für 25000 holländische Gulden an die reiche Weseler Witwe Löhr verkauft mit Ausnahme der Jagd, die als adliges Reservat nicht veräußert werden konnte. Die Tochter der Witwe Löhr heiratete den Weseler Prediger Johann Philipp Schneider, der so 1785 in den Besitz von Schwarzenstein gelangte. Sein Sohn Arnold, ebenfalls Prediger, erbte mit seiner Schwester Helene das Gut. Unter Arnold wurden eine ganze Reihe Neuerungen gemacht. Er pflanzte auch die große Allee, die heute noch, von Süden gesehen, auf das Kastell zuläuft. Arnold Schneider vermachte seine Anteile am Besitztum, da er unverheiratet war, seiner älteren Schwester Katharina, der Witwe des Weseler Gymnasialdirektors Jodocus Caspar Albert Eichelberg. Letzterer war der Sohn von Christoph Albert Eichelberg, der gleichfalls das Amt eines Gymnasialdirektors in Wesel bekleidet hatte. Von der Mutter Katharina erbten Johann Philipp Albert, praktischer Arzt zu Wesel, und Arnold Hermann Eichelberg, Prediger zu Kleve, das Besitztum .1850 wurden beide durch Leibrentenverträge endgültige Alleinbesitzer. 1851 trat der zweite Sohn von Johann Philipp Albert, Edmund Heinrich Arnold, Premier-Leutnant a. D., Schwarzenstein an. Er starb 1888. Da er unverheiratet war, ging das Gut nach seinen Bestimmungen in den Besitz des ältesten Sohnes seines Bruders, Alfred Edmund Eichelberg, der auch Arzt in Wesel war, über. Dieser, in dessen Zeit der große Umbau fällt, starb 1902. Nach seinem Tode übernahm sein Sohn Alfred die Bewirtschaftung des Gutes. Alfred Eichelberg wurde in der turbulenten Nachkriegszeit am 20. Juni 1945 von plündernden Russen erschossen. Sein Sohn Friedrich trat das Erbe an.

AUS DER BAUGESCHICHTE

Über die Baugeschichte Schwarzensteins ist nicht viel bekannt. Von dem Sitz vor dem großen Umbau 1888 sind noch einige Fotografien erhalten. Der Turm des Sitzes hat bis heute, einige Kleinigkeiten ausgenommen, seine unveränderte Gestalt bewahrt. Er trägt die Jahreszahl 1517. Der Eingang zum Turm zeigt die Wappen der Familie Amelung und Mumm, die über zwei Sandsteinfiguren stehen. Als Wetterfahne steht noch heute ein halber Mond auf dem Turm. Man hat verschiedentlich die Vermutung ausgesprochen, daß es sich hier um ein Zeichen handelt, das sich ein Mumm aus den Türkenkriegen mitgebracht habe. Ob diese Erklärung richtig ist, steht dahin, zumal die Bezeichnung „halber Mond” in Verbindung mit der Wirtschaft am Trotzenberg in Drevenack (heute Kühnen-Mölleken) bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts vorkommt. Die Wirtschaft zum halben Mond am Trotzenberg hat bis heute ihren Namen im Volksmund bewahrt. — Hier mögen auch die seltsamen Steingebilde erwähnt werden, die im Wald standen und von denen jetzt zwei vor dem Eingang zum Turm stehen. Vielleicht sind es Grenzsteine gewesen, die Bernhard Mumm, wie aus Akten hervorgeht, hat aufstellen lassen. Weiter mögen in diesem Zusammenhang erwähnt werden zwei recht primitive Plastiken, Adam und Eva darstellend, die früher eine Zierde des großen Kamins waren, heute im Walde stehen.

Der Hauptbau der alten Burg trägt (nach Mercator) einen ausgeprägten Renaissancegiebel mit schön geschwungenen Formen. Die übrigen Teile sind um den Turm herum nach zwei Seiten gebaut. Die umgebende Mauer zeigt hier und da einige Stallungen, die von innen oder von außen an die Mauer angebaut sind. Das Eingangstor ist mit einem Wehrdach versehen, wie man denn auch an manchen Stellen der Umgebungsmauer den Eindruck hat, als hätten sich hier Wehrgänge befunden.

Unzweifelhaft war Schwarzenstein als eine Wasserburg anzusehen. Wir dürfen annehmen, daß es sich zunächst um eine befestigte Hofanlage handelte, wie wir sie überall am Niederrhein kennen. Die Lage war besonders günstig, weil eine Seite durch die Lippe geschützt war. Die Nähe der Lage an der Lippe läßt, ebenso wie bei Krudenburg, vermuten, daß es sich bei der ursprünglichen ersten Anlage um einen Schutz handelte, der den Übertritt über die Lippe sicherte. Die ganze Burganlage war von einem doppelten Wassergraben umgeben bis zur Lippe hin; die Seite nach hier blieb völlig offen.

1598 hat Schwarzenstein durch die Zerstörung der Spanier sehr gelitten. Johann Sigismund von der Heiden hat das Kastell, so hieß und heißt das Schloß im Volksmund, nicht wieder so aufgebaut, wie es bis ehedem war, ein verhältnismäßig schmaler, aber hoher, sich an den Turm an beiden Seiten eng anschließender Bau in strenger Giebel- und Fenstereinteilung. Die gesamte Anlage hat sich gegen die aus dem 16. Jahrhundert gewandelt. Von der umgebenden Mauer ist nichts mehr zu sehen, und die Gebäude sind anders orientiert. Zwar läßt sich die alte geschlossene Anlage noch durch die Orangerie erkennen, die rechts vor dem Kastell liegt. Auch der das Gebäude unmittelbar umgebende Graben ist noch vorhanden. 1808 wurde das Kastell unter Schneider erneuert. So hat es bis 1888 gestanden, wo es dermaßen baufällig geworden war, daß es von Grund aus renoviert werden mußte.

SCHWARZENSTEIN IN NEUER UND NEUESTER ZEIT

Das Kastell wurde in dem eben angegebenen Jahr von Sanitätsrat Dr. Eichelberg aus Wesel, dem damaligen Erben, neugestaltet. Es wurde vollständig aufgerissen, mit Ausnahme des Turms, der stehen blieb. Auf den alten Fundamenten wurde ein neuer, dem alten zwar verwandter, aber bei weitem nicht mehr so hoher Bau errichtet mit flachem Dach, da die Familie Eichelberg nur in den Sommermonaten hier, im Winter aber in Wesel wohnte. Die letzte größere Veränderung ist von dem Sohne Dr. Eichelbergs, Alfred, 1907 vorgenommen worden, der es so umbaute, wie es heute noch dasteht. Die Familie Alfred Eichelberg hatte hier ihren Wohnsitz bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, wo das Gut durch die Kriegsereignisse und Plünderungen schwer beschädigt wurde.

 

EINE WANDERUNG  DREVENACK-SCHWARZENSTEIN-WESEL

Wer gut zu Fuß ist, für den lohnt sich ein Spaziergang von Drevenack über Schwarzenstein nach Wesel.

Man fährt mit dem Bus bis Dorf Drevenack und schlägt dann rechts den sogenannten Schwarzensteinerweg ein zwischen dem Pastorat und der Wirtschaft Kühnen-Mölleken (Trotzenberg am halben Mond), immer geradeaus. Ein Waldweg, aufgelockert durch einige Äcker- und Wiesenstücke, an dem früher nur einige kleine Anwesen lagen, heute aber an einer Lichtung vorbeiführt in der Nähe des Dorfes, wo eine Reihe Eigenheime entstanden sind und weitere entstehen, führt weiter durch Wald und Buschgelände. Nach etwa l km erreichen wir die Autobahn, die wir überqueren. Von der Autobahnbrücke aus hat man einen schönen Blick in das wellige, von Wald, Wiesen und Äckern und einzelnen Gehöften durchsetzte Gelände, durch das sich die Autobahn in schön geschwungenen Linien ihren Weg gebahnt hat. Wir sind schon auf Schwarzensteiner Gelände; denn die Autobahn streift den Besitz. Jenseits der Bahn noch 1 km durch den Wald, am Erbbegräbnis der Familie Schneider-Eichelberg vorbei, und nach einigen hundert Metern sind wir

AUF SCHWARZENSTEIN.

Rechter Hand liegen eine alte und eine neue Feldscheune, in unmittelbarer Nähe ein neuerrichtetes Haus für den Treckerfahrer. Unser Blick fällt dann auf ein altes, großes Bauernhaus, das im Jahre 1777 errichtet wurde und heute noch in der alten Form des niederrheinischen Bauernhauses höchst aufschlußreich und interessant ist. Heute wohnt in dem geräumigen Haus der pensionierte Melker. Wir wenden uns nach links zu der alten ehemaligen Burganlage. Durch das große Burgtor sehen wir das Kastell mit dem Turm, über dessen Geschichte berichtet wurde. Seitwärts, links vom Kastell, ein alter, noch gut erhaltener Bau aus dem Jahre 1626, in dem vielleicht die früheren Besitzer ihren Troß untergebracht hatten, der dann später als Kuhstall diente und jetzt für den Schlepp-Jagd-Verein als Pferdestall für die in der Folge unterzubringenden Pferde neu hergerichtet wird. Eine neue Scheune ist etwas weiter zurückliegend gebaut.

Aus der alten Zeit stammt in dem heutigen Schwarzenstein der eben erwähnte Stall, der Turm des Kastells, das ebenfalls erwähnte Bauernhaus und die Orangerie rechts von dem Kastell, erbaut 1727 von Sigismund von der Heiden. Die Orangerie gleicht in ihrem Aufbau den alten westfälischen Adelsbauten. Frau Witwe Alfred Eichelberg, die hier ihren Alterssitz hat, meinte, als Orangerie erbaut, könne das Gebäude vielleicht später als Gästehaus verwandt worden sein. Etwas weiter zurück hat der jetzige Besitzer, Friedrich Eichelberg, der das Gut als land- und forstwirtschaftlichen Besitz verwaltet, sich ein modernes Privathaus gebaut.

Es wurde schon erwähnt, daß der Schlepp-Jagd-Verein von Rheinland-Westfalen sich in Schwarzenstein eingemietet hat. Einige Bemerkungen darüber mögen hier folgen. Das Kastell wird für diese Zwecke umgebaut. Oben soll der Hundemaster, der demnächst die hier eintreffende Hundemeute, die jetzt noch auf dem Schlosse Hugenpoet bei Kettwig untergebracht ist, wohnen, während im Parterre die Klubräume hergerichtet werden. Wie es bei dieser Jagd zugeht: Ein Reiter oder auch eine Reiterin hat die stark riechende Witterung in zwei Kanistern am Sattel hängen und galoppiert voraus; die Meute der Hunde hinterher und dann die Reiter und Reiterinnen in roten Röcken und weißen Hosen. Unterwegs hat die Kavalkade Hindernisse zu nehmen, bis nach abgeblasener Jagd die Hunde (von mitgebrachten Fleischabfällen usw.) abgefüttert werden, die Teilnehmer der Jagd aber in den Klubräumen das Reiterfest beschließen. Das von England übernommene Reitervergnügen hat bei uns in den Reitervereinen eine Abwandlung erfahren insofern, als man in der sogenannten Fuchsjagd früher lebende Füchse von Hunden verfolgen ließ, später aber irgend einem Reiter einen Fuchsschwanz anheftete, der nun in wilder Jagd verfolgt wurde, bis er von einem Reiter gegriffen wurde, welcher Brauch noch heute bei unsern Reitervereinen besteht. — Wer sich dazu fähig fühlt, kann von Schwarzenstein den RÜCKWEG NACH WESEL

zu Fuß antreten. Er geht dann die Allee, die geradeswegs auf das Kastell zuführt, die von dem Schwarzensteiner Weg, von Drevenack kommend, rechts abbiegt, geradeaus, nach etwa 200 m links abbiegend, immer geradeaus, dauernd durch Wald, bis er schließlich, aus dem Wald heraustretend, in das Obrighovener Feld und auf den sogenannten Krudenburger Weg kommt. Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten, nach Wesel zu kommen. Entweder man überquert den Krudenburger Weg und steuert die Schermbecker Landstraße an, wo man in der Wirtschaft Schulte am Dülmen eine Rastpause einlegen kann, und dann, rechts von der Landstraße abbiegend, durch die schöne große Obrighovener Siedlung Wesel erreicht (evtl. mit dem Bus von der Schule Regnit oder von dem evangelischen Krankenhaus aus), oder man geht den Krudenburger Weg nach, vorbei an der neuen Dülmer Schule und Siedlungshäusern links und erreicht an der Buttendick-Schule die Schermbecker Landstraße. In diesem Falle kann man an der Gaststätte Schepers eine Ruhepause einlegen, um dann nach kurzer Zeit die Eisenbahn-Überführung zu passieren und am Kaiserring beziehungsweise Nord-glacis zu landen. An der Einmündung der Überführung in den Kaiserring laden links auf der Böschung Bänke zum Verweilen ein; diese Gelegenheit, unter hohen herrlichen Buchen, die gehabten Eindrücke nochmal zu verarbeiten, lassen wir uns nicht entgehen angesichts des vorbeiflutenden Verkehrs, der den Gegensatz zwischen Schwarzenstein und hier so recht deutlich macht.

Quellen : Burgen, Sdilösser und Sitze im Kreise Rees. — Mündliche Überlieferung.

 

 

 

Die Kultur soll den Menschen in Freiheit setzen

und ihn dazu behilflich sein, seinen ganzen Begriff zu erfüllen.

Sie soll ihn also fähig machen, seinen Willen zu behaupten.

Schiller

 

 

 

 

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